Jahresbericht 2025
Vergiss nicht das Gute
Seit 2001 verfassen wir am Ende des Jahres einen schriftlichen Jahresrückblick, zum einem, um Euch an dem teilhaben zu lassen, was wir in diesem Jahr gemeinsam erlebt und geschafft haben, welche Gedanken uns beschäftigen und was wir für die Zukunft planen und zum anderen, um einer guten biblischen Aufforderung zu folgen:
„Lobe den Herrn, meine Seele und vergiss nicht, was Er dir Gutes getan hat!“ (Psalm 103:2)
Nicht erst seit ich in diesem Herbst 50 Jahre alt geworden bin, ist es mir eine hilfreiche Angewohnheit, Gedanken, Pläne und Erfahrungen aufzuschreiben. Sich auf das Gute zu besinnen und dankbar zu sein, tut unseren Herzen gut, gerade unter den besonderen Bedingungen, unter denen wir im vierten Jahr nach der Vollinvasion in der Ukraine leben und arbeiten. Dieser Jahresbericht ist der erste, den ich in kompletter Dunkelheit verfasse. Seit drei Tagen haben wir nach massiven Luftangriffen in Odesa keinen Strom, teilweise kein Wasser und keine Heizung. Oft schätzen wir Dinge erst, wenn sie uns genommen werden. So auch in unserem Fall. Elektrizität ist ein großer Segen und macht das Leben sehr viel angenehmer und leichter. Wir sind dankbar für den Zusammenhalt, der in der Bevölkerung herrscht und für die mutigen Monteure, die unter Einsatz ihres Lebens rund um die Uhr arbeiten um das Zerstörte wieder herzustellen. Oft werden die Angriffe am gleichen Ort wiederholt sobald die Rettungskräfte und Handwerker vor Ort sind, was besonders zynisch und grausam ist – wie so vieles im Krieg.
Kinderlachen trotz Krieg
Am Ende diesen Jahres können wir uns an sehr viele gemeinsame Erlebnisse erinnern, die den Kindern und Jugendlichen, die regelmäßig in unser Tageszentrum kommen, ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben. Gemeinsame Ausflüge ins Delfinarium, ins Kino, Feste und Geburtstagsfeiern aber auch der ganz normale Alltag bringen viel Freude und Lachen hervor. Ich denke, dass wir unser Ziel, Kindern trotz des Stresses, den wir alle durch den Krieg ausgesetzt sind, ein Gefühl von Normalität zu vermitteln, erreicht haben.
Neue Mädchen und Jungen haben ihren Weg zu uns gefunden, unter anderem Binnenflüchtlinge aus Cherson und Bachmut, die durch die täglichen Angriffe ihr Zuhause verloren haben. Dank Eurer Unterstützung können wir Psychotherapie und Traumaberatung für betroffene Familien finanzieren. Regelmäßig helfen wir auch mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln, Kleidung, Möbeln, Elektroartikeln und Geschirr. Eine geflüchtete Mutter schrieb uns vor Kurzem die folgende Nachricht:
„Ich möchte eurem Verein für Eure schnelle und wichtige Hilfe danken. Kleidung, Lebensmittel, die Deckung der Kosten für die Rehabilitation meines achtjährigen Sohnes – all das ist unbezahlbar. Ich möchte Euren Mitarbeitern danken. Sie haben die Fähigkeit, einen sicheren und interessanten Ort zu schaffen, an dem sich mein Sohn wohl fühlt. Danke, dass auch ich immer wieder einen Moment der Erholung in eurer Sitzecke mit einem guten Kaffee genießen kann“.
Das ukrainische Bildungssystem steht vor besonderen Herausforderungen und gerade Kinder aus sozial benachteiligten Familien stehen dadurch, dass es weniger Präsenzunterricht durch Luftalarm gibt, in der Gefahr, große Teile des Lehrplans zu verpassen. Unsere Mitarbeiter und Jugendlichen geben sich viel Mühe dabei, den Grundschülern Lesen und Schreiben beizubringen und auch der Englischunterricht, den wir auch in diesem Jahr zweimal pro Woche in vier Kleingruppen anbieten, trägt erste Früchte. Außerdem haben viele unserer Jugendlichen gelernt für mehr als 20 Personen leckere Mittagessen zu kochen, was ihrem Selbstbewusstsein gut tut. Unser Tageszentrum ist weiterhin ein Ort er Erholung, des Lernens und des Lachens.
Momente der Freude und Ermutigung
Alle Menschen, die in der Ukraine leben, leiden auf die eine oder andere Weise unter den Folgen des Krieges. Dennoch bewegt mich die Situation alter Menschen, die nach dem zweiten Weltkrieg, den sie als Kinder erdulden mussten, nun wieder täglich bedroht werden. Viele jüngere Verwandte wie Kinder und Enkel sind ins Ausland gegangen und haben Eltern und Großeltern zurückgelassen. Andere haben einfach keinen mehr, der sich kümmert. Es freut mich, dass unsere Jugendlichen gern bereit sind, Wasserkanister in den sechzehnten Stock zu tragen, Geschenke zu verteilen oder gemeinsam mit unseren Kindern am dritten Advent einen Weihnachtsgottesdienst mit Krippenspiel durchzuführen.
Es ist gut, dass sich die nächste Generation engagiert und sich mit Respekt um die alten Menschen kümmert. Eine weitere Personengruppe, die immer mehr im Alltag sichtbar wird, sind die vielen schwer verletzten Soldaten, die mit schweren körperlichen Einschränkungen aus dem Krieg zurückkehren – die psychischen Traumata nicht zu vergessen. Wir verstehen es als Privileg, dass wir einigen Kriegsversehrten dank eurer finanziellen Gaben wichtige Rehabilitationsmaßnahmen bezahlen können. Das ist eine große Ermutigung für die Partnerinnen, Kinder und Eltern der Männer. Auch anderen Menschen mit Behinderungen konnten wir mit Hilfsmitteln und Rollstühlen das Leben ein bisschen erleichtern. Vielen Dank allen Spendern.
Seit wir in unserem neuen Standort in Bobrik aktiv sind, hat sich in diesem kleinen Ort nordwestlich von Odesa schon Einiges zum Besseren verändert. So konnten wir unter anderem die Schule und den Kindergarten mit Möbeln aus Deutschland beschenken, eine große Kleiderverteilaktion organisieren, bei der sich 75 Familien gespendeten Sachen aussuchen durften. Außerdem haben wir Weihnachten 2024 und auch schon in diesem Jahr mehr als 100 Kinder mit Geschenken, die Freunde in Deutschland und Luxemburg gepackt haben, zum Ende des Jahres eine Freude machen können. Auch Lebensmittel wurden an einsame Menschen weitergegeben. Danke!
Die Hilfe für unsere Partnerorganisation an der Front konnten wir auch 2025 fortsetzen. Leider mussten sie von Kostyantinivka nach Kramatorsk fliehen, da das Leben dort nicht mehr möglich war. Regelmäßig schicken wir per Post (die nach wie vor hervorragend funktioniert und innerhalb von 30 Stunden die Pakete zustellt) Hilfsgüter in den Osten. Auch 28 Weihnachtspakete haben wir für die wenigen Kinder losgeschickt, die noch in den Frontgebieten wohnen.
Die ehrenamtlichen Mitarbeiter unseres deutschen Vereins haben auch im vierten Jahr unsere geflüchteten Ukrainer bei Behördengängen, Arztbesuchen, bei der Arbeitssuche und dem Bewältigen von Schul- und Berufschulaufgaben unterstützt. Auch zwei Hilfstransporte kamen vom Erzgebirge nach Odesa. Danke an alle freiwilligen Helfer!
Für 2026 haben wir uns vorgenommen, weiter Gutes zu tun, unsere Kinder und Jugendlichen sowie ihre Familien zu begleiten und mit Gottes Hilfe in unserem Umfeld – in der Stadt und auf dem Land – Hoffnung und Ermutigung zu verbreiten. Wir beten weiter für die Heimkehr vermisster Familienangehöriger und Trost für die Menschen, die geliebte Familienmitglieder und Freunde verloren haben, für Einsame und Verzweifelte, für alle die Angst und Sorgen haben.
Ein herzlicher dank an jeden Mitarbeiter, freiwilligen Helfern, Beter und finanziellen Unterstützer, der mit uns durch 2025 gegangen ist. Eure Hilfe ist uns eine wunderbare Ermutigung.
Wir wünschen uns und euch ein frohes Weihnachtsfest sowie Gottes Schutz und Segen im Neuen Jahr. Und wir hoffen, dass sich unser größter Wunsch nach Frieden und Freiheit für die Ukraine in 2026 erfüllt.
Das Team von Lebendige Hoffnung in der Ukraine und in Deutschland
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