Jahresr?ckblick 2011
Wenn ein Jahr zu Ende geht, dann ist das f?r uns in erster Linie ein Grund zur Dankbarkeit. Wieder haben wir ein Jahr lang das tun k?nnen, was uns gro?e Freude bereitet – Kindern und Jugendlichen Gutes tun. Dass dies nun schon mehr
als 11 Jahre m?glich ist, daran haben viele von Ihnen und Euch gro?en Anteil. Auf vielf?ltige Art und Weise erleben wir Unterst?tzung und Anteilnahme. Vielen Dank daf?r!
In den letzten Monaten habe ich immer wieder ?ber das Thema „Zeit“ nachgedacht. Wie wunderbar ist es doch, Zeit zu haben ? Zeit f?r Dinge die einem wichtig sind, f?r Menschen, die man lieb hat und Zeit um Pl?ne und Tr?ume zu verwirklichen. Schon im Januar wurde mir ein Bibelspruch wichtig, der uns alle hier in Odessa durch das Jahr begleitet hat:
„Darum, solange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann…“ – Galater 6:10
Wir begannen 2011 mit unserer bisher gr??ten Familienweihnachtsfeier. ?ber 100 Kinder, Jugendliche und Familienangeh?rige kamen an einem Samstagnachmittag zusammen, um die Geburt von Jesus zu feiern. Wie schon Tradition hatten alle Kinder Geschenke vorbereitet, ein Krippenspiel und Weihnachtslieder einstudiert und auch ein festlich geschm?ckter Baum durfte nat?rlich nicht fehlen. Jedes Kind bekam ein Geschenk von der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“. Diese Gaben waren liebevoll von Christen in Polen zusammengestellt und eingepackt worden. Sp?ter habe ich die Spender, u.a. einen Pflegevater von 10 Kindern, pers?nlich kennengelernt und konnte mich bei ihnen
bedanken.
Im M?rz wurde es f?r ein Geschwisterpaar, dass schon seit vielen Jahren unser Tageszentrum besucht sehr „eng“. Die Familie der beiden steht schon seit mehreren Jahren unter Beobachtung der Beh?rden, da beide Eltern alkoholkrank sind und die Jungs h?ufig nicht oder zu sp?t zum Unterricht erscheinen. Nun hatte sich das Jugendamt vorgenommen die Geschwister im Teenageralter, ins Heim zu stecken und den Eltern das Sorgerecht zu entziehen. Die beiden hatten gro?e Angst vor diesen Konsequenzen und versprachen sich zu ?ndern, wenn es nur irgendwie m?glich w?re, dass sie weiter bei ihren Eltern bleiben k?nnten. So schalteten wir uns in die „Verhandlungen“ ein. An dem Tag, als die Sache in unserer Stadtteilverwaltung entschieden werden sollte, sorgten wir gemeinsam mit den Jungs daf?r, dass beide Eltern n?chtern und in guter Verfassung zur Anh?rung mitkamen. Au?erdem hatten wir gemeinsam mit den Teenagern einen Brief an die Beh?rden verfasst, in dem sie zum Ausdruck brachten, wie wichtig es f?r sie ist weiter die M?glichkeit zu haben, ins Tageszentrum zu kommen. Dieser Brief wurde bei der Versammlung vorgelesen und einige der Verantwortlichen waren so ger?hrt, dass sie ihre Tr?nen nicht zur?ckhalten konnten. Letztendlich nahm Slavik als Vertreter und Unterst?tzer von unserer Seite an der Anh?rung teil. Die Verantwortlichen trafen schlie?lich die Entscheidung, dass solange die Jungs regelm??ig in unser Tageszentrum kommen eine Heimunterbringung nicht in Frage kommt. Das war ein Fest als wir das auch den anderen Kindern im Zentrum verk?nden konnten. Heute nach mehr als 8 Monaten kommen die beiden weiter t?glich ins Tageszentrum, unser Kontakt zu den Lehrern der Jungs hat sich verbessert und mit vereinten Kr?ften arbeiten wir an der Verbesserung ihrer schulischen Leistungen. Dass sie weiter bei uns sein d?rfen, war ein sehr sch?nes Erlebnis in 2011. Auch die Anerkennung der st?dtischen Beh?rden, die wir in dieser Situation sp?ren durften, tat uns nach den vielen Jahren der Anfeindung gut.
Anfang April hatte ich (Nicole) die M?glichkeit, an einem internationalen Workshop ?ber Jugendarbeit mit sozial benachteiligten jungen Menschen in Jerewan (Armenien) teilzunehmen. Dieser wurde von der Organisation Interdiac organisiert, in der wir schon seit 2008 aktiv mitarbeiten. F?r uns ist diese internationale Vernetzung mit anderen Organisationen sehr bereichernd. Wir k?nnen viel voneinander lernen. Auch einige unserer Jugendlichen haben schon von dieser Zusammenarbeit profitiert. So konnten wir zum Beispiel im September drei unserer Sch?tzlinge f?r ein Jahr nach Tschechien schicken. Sie arbeiten dort im Rahmen eines internationalen Freiwilligendienstes in sozialen Einrichtungen mit.
Eine gro?e Herausforderung im April war die pl?tzliche akute Verschlechterung des Gesundheitszustandes von Vika, einem inzwischen 18-j?hrigen M?dchen, das vor 6 Jahren durch einen schweren Autounfall zum Pflegefall wurde und die vielen von Ihnen und Euch bekannt ist. Sie brauchte gerade zum Karfreitag eine Notoperation am Kopf, da ein R?hrchen, was ihr Hirnwasser ableitet, verstopft war und ausgetauscht werden musste. Der zust?ndige Arzt weigerte sich jedoch aus unverst?ndlichen Gr?nden, die OP an diesem Feiertag durchzuf?hren. Au?erdem sagte er uns, dass diese R?hrchen nur in Kiev erh?ltlich sind und das sie keiner an Feiertagen zustellen w?rde. So konnten wir wieder einmal nur beten. Mir kam die Idee, den Arzt pers?nlich noch einmal darum zu bitten, doch bitte die OP durchzuf?hren und die Telefonnummer der Pharmavertreter in Kiev preiszugeben. Als ich die Telefonnummer hatte war es, Gott sei dank m?glich, diesen Vertreter zu ?berreden, dass notwendige R?hrchen per Kurier nach Odessa zu schicken. Gl?cklicherweise hatte die Mutter immer etwas Geld zur?ckgelegt, sodass sie die insgesamt circa 1000 Euro, die f?r die OP notwendig waren selbst bezahlen konnte. Und dann geschah noch ein echtes Osterwunder: der ziemlich widerspenstige Oberarzt stimmte zu, die OP noch am Karfreitag durchzuf?hren. Nun geht es Vika schon wieder gut und die Schrecken und ?ngste dieser Zeit sind so gut wie vergessen.
Dass die Zeit, die man zur Verf?gung hat begrenzt ist, wurde uns in diesem Jahr auf schmerzliche Weise in Erinnerung gerufen. Als wir im Mai die Nachricht bekamen, dass einer unserer ehemaligen Besucher im Alter von 20 Jahren ermordet wurde, war das ein gro?er Schock f?r uns alle. Slavik musste den Leichnam mit identifizieren. Wir kannten ihn und seinen Bruder seit 10 Jahren und uns verbinden viele sch?ne Erinnerungen und gemeinsame Erlebnisse mit ihm. Sein Bruder kommt weiter regelm??ig zu uns und das Eingebunden sein in unsere Gemeinschaft, hat ihm sehr geholfen, ?ber den Verlust hinweg zu kommen. Trotzdem war dieses Ereignis im vergangenen Jahr das schlimmste f?r uns, weil wir denken, dass der Tod des Jungen so sinnlos und viel zu fr?h war. Auch die Mutter eines anderen Jungen starb im Sommer unverhofft an Tuberkulose. F?r ihn konnte seine Gro?mutter die Pflegschaft ?bernehmen. Bei Ihr geht es ihm gut. Von Zeit zu Zeit, wenn seine Mutter Nachtdienst hat, da sie im Krankenhaus arbeitet, ?bernachtet er bei uns.
Im Sommer war f?r alle nat?rlich unsere gemeinsame Ferienfahrt nach Uschhorod der absolute H?hepunkt. Diesmal waren wir eine so gro?e Gruppe wie nie zuvor. Wir mieteten einen ganzen Wagon, um im Zug am 26. Juni in den Westen der Ukraine zu reisen. Wir waren insgesamt 57 Leute, und obwohl die Gruppe wirklich gro? war, konnten wir uns alle, einschlie?lich der Mitarbeiter, gut erholen. Das Programm war abwechslungsreich – Gel?ndespiele, Ausfl?ge in die Natur und zum Schloss von Uschhorod, eine Talentshow, ein Theaterabend und regelm??ige Themenangebote. Als Thema hatten wir „Liebe“ ausgesucht. Gemeinsam haben wir uns ?ber die bekannte Bibelstelle aus 1. Korinther 13 Gedanken gemacht, und dabei festgestellt, wie wichtig es ist, dass uns unsere Mitmenschen nicht egal sind. Es war eine sehr intensive Zeit, in der auch emotional viele Kinder und Jugendliche ber?hrt wurden und in pers?nlichen Gespr?chen, Rat, Trost und Hilfe gesucht haben. F?r mich pers?nlich war es wunderbar zu sehen, wie viele der Jugendlichen, die als Helfer mitgefahren waren uns einen Gro?teil der Arbeit abnahmen, sich kreativ einbrachten und Verantwortung f?r die J?ngeren ?bernahmen. Die Kosten f?r diese Reise wurden zum ersten Mal zur H?lfte von der Bezirksverwaltung Odessa ?bernommen, die andere H?lfte der Reisekosten ?bernahm die Firma HPC Ukraine, die uns nun schon seit vielen Jahren regelm??ig unterst?tzt und auch immer wieder mit zus?tzlichen Zuwendungen „ein Retter in Notsituationen ist“. Den Aufenthalt in einer christlichen Herberge wurde u.a. vom Martin?Luther Bund und unserem deutschen Verein „Lebendige Hoffnung e.V.“ bezahlt. F?r uns ist es immer wieder ein Wunder, wie wir versorgt werden. Vielen Dank an alle, die mitgeholfen haben.
Am 12. Juli hatten wir dann Besuch vom ZDF. Im Rahmen der Sendereihe „Die Sch?nen des Ostens“ wurde auch Odessa als „weltoffene Stadt“ vorgestellt. ?ber das Internet war eine Redakteurin vom Studio Moskau auf uns aufmerksam geworden und so wurde unsere Arbeit in der Reportage 6 Minuten lang vorgestellt. F?r uns alle waren die Aufnahmen sehr aufregend und es war interessant einmal mitzuerleben, wie Fernsehen „gemacht“ wird.
Im August konnten wir einen unserer gr??ten Siege in 2011 feiern – wir bekamen f?r unser zweites Tageszentrum einen Mietvertrag f?r 10 Jahre. Das hilft uns nun auch langfristig zu planen und spart eine Menge Beh?rdenwege in der Zukunft. Gott sei Dank daf?r!
Die Sommerferien wurden von unseren Freiwilligen, Kindern und Jugendlichen auch dazu genutzt einen kurzen Videoclip ?ber unsere Tageszentren zu drehen. Diesen kann man sich entweder mit deutschem oder englischem Untertitel auf YouTube und auf unserer Internetseite www.hope4kids.com.ua ansehen.
Danach mussten wir uns von unseren deutschen Freiwilligen Ann Catrin und Martin verabschieden. Wir hatten ein sehr gutes Jahr miteinander und sind ihnen sehr dankbar, dass sie zw?lf Monate lang bei uns mitgearbeitet haben. Im September haben wir dann drei unserer jungen Leute nach Tschechien geschickt und es kamen auch unsere zwei Neuen an. Theresia und Susanne bereichern nun unser Team und sind nun schon nicht mehr aus den Aktivit?ten in den Tageszentren wegzudenken. Sie basteln regelm??ig mit den Kindern, backen von Zeit zu Zeit leckeren Kuchen und Pl?tzchen, geben den Kindern und Jugendlichen Sprachunterricht und sind flei?ige Helfer, wo immer Hilfe gebraucht wird.
Au?erdem wurde im September wieder ein Hilfstransport von Hermannsdorf nach Odessa auf die Reise geschickt werden. So konnten noch vor dem Winter viele Menschen besonders in den D?rfern um Odessa und in sozialen Einrichtungen wie psychiatrischen Kliniken und Kinderheimen mit Hilfsg?tern versorgt werden. Vielen herzlichen Dank auch im Namen dieser Leute an alle Spender und Helfer!
Nun kurz vor Jahresende, hatten wir noch ein freudiges Ereignis zu feiern. Am 14. Dezember brachte eine junge Frau, die bei uns gro? geworden ist, einen gesunden Jungen zur Welt. Ich hatte die M?glichkeit, bei der Geburt dabei zu sein und dieses kleine Vorweihnachtswunder als Erste zu bestaunen! Ja, die Zeit vergeht und Kinder die als Grundsch?ler zu uns kamen, werden Eltern, machen eine Ausbildung, studieren, machen den F?hrerschein und lassen doch den Kontakt zu uns nicht abbrechen. Das macht uns froh!
Es g?be noch vieles zu berichten, was wir in diesem Jahr erlebt haben. So zum Beispiel, das wir auch f?r das erste Tageszentrum einen F?nfjahresmietvertrag abschlie?en konnten. Diejenigen von Ihnen und Euch, die unsere Entwicklung seit vielen Jahren begleiten, wissen wie nervenaufreibend uns schwer die Zusammenarbeit mit den Beh?rden in der Vergangenheit war. Umso dankbarer sind wir f?r diese Ver?nderungen.
Nun sind wir im Erzgebirge in den Weihnachtsferien. Wir haben auch einen Jugendlichen mit dabei, den wir kennen seit er f?nf ist. Da er niemanden hat, mit dem er den Jahreswechsel feiern k?nnte, haben ihn meine Eltern nach Deutschland eingeladen und er genie?t die Zeit hier.
Auch f?r das neue Jahr haben wir schon Pl?ne gemacht. So sollen im Sommer wieder 30 Kinder aus Odessa die M?glichkeit haben, Urlaub im Erzgebirge zu machen. Au?erdem werden wieder einige Jugendliche mit der Schule fertig und werden eine Ausbildung oder ein Studium beginnen. Und immer wieder kommen neue Kinder zu unserer gro?en „Familie“ hinzu – Kinder aus Verh?ltnissen, die es ihnen schwer machen als gl?ckliche Kinder auszuwachsen. Heute betreuen wir zwischen 70 und 80 Kinder und Jugendliche t?glich. Ich bin gespannt wie gro? die Zahl im n?chsten Jahr sein wird!
Ohne Ihre und Eure Hilfe k?nnten wir diese Arbeit in Odessa nicht tun. Ich bedanke mich auch im Namen unserer Mitarbeiter, Kinder und ihren Familien daf?r, dass Sie uns nicht vergessen, sondern mit Besuchen, Anrufen, Briefen, Gebeten und Spenden an uns denken. Vielen, vielen Dank!
Wir w?nschen Ihnen f?r das neue Jahr von Herzen Gottes Schutz und Segen!
Nicole & Slavik, mit Rebekka und Sarah.
Kontakt:
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Lebendige Hoffnung e.v., BLZ 8705400 Sparkasse Erzgebirge, Konto: 3442001004