Sommer 2021
FREUDE UND LEID LIEGEN ENG BEIEINANDER
Jedes Ereignis, alles auf der Welt hat seine Zeit: Weinen und Lachen, Klagen und Tanzen.
Die Bibel, Prediger 3:1,4
Die Sommerferien neigen sich dem Ende zu und in einer Woche beginnt in unseren drei Tageszentren das neue Schuljahr, mit neuen Herausforderungen, Zielen, einigen neuen Kindern und neuen freiwilligen Helfern aus Deutschland.
In diesem Newsletter möchten wir Anteil geben, an dem, was wir in den letzten drei Monaten erlebt haben. Es gibt Vieles, wofür wir sehr dankbar sind, aber auch Ereignisse, die uns traurig machen.
Im Juni konnten wir wieder in Zusammenarbeit mit einem befreundeten Verein in Odessa einen Hilfstransport von Deutschland in die Ukraine schicken. Zehn Tonnen Kleidung, Möbel, medizinische Hilfsmittel und Fahrräder wurden an einem Samstag im Erzgebirge von einer großen Gruppe von Kindern und Erwachsenen in den LKW geladen, die nun vielen Menschen in und um Odessa zu Gute kommen. Wir bedanken uns herzlich bei allen Gebern, Helfern aber auch bei den Ukrainern, die den Transport bezahlt und sich um alle Zollangelegenheiten und die Verteilung gekümmert haben. Wieder einmal haben wir erlebt, dass man gemeinsam viel bewirken kann.
Wir sind von Herzen dankbar, dass wir in diesem Sommer, nach einem Jahr Pause aufgrund der Pandemie, wieder unser traditionelles Camp durchführen konnten. Welche Freude war es für uns alle, als 126 Kinder, Jugendliche und Leiter auf dem vertrauten Gelände ankamen, um gemeinsam eine Woche Urlaub am Schwarzen Meer zu genießen. Für viele unserer Kids der einzige Urlaub, den sie kennen. Es war bewegend zu erleben, wie gerade Kinder, die im Moment viel Not, Leid und Traurigkeit in ihren Familien erleben, förmlich aufblühten, sich öffneten und kleine Schritte der inneren Heilung gemeinsam gemacht werden konnten. Auf der anderen Seite machen uns diese intensiven Tage immer wieder bewusst, unter welch schweren Bedingungen viele Heranwachsende in der Ukraine leben und dass die emotionale Not, die Traumatisierung und Vernachlässigung in vielen Familien in den letzten Jahren zu wachsen scheint. Umso wichtiger ist es, dass sie in Einrichtungen wie unseren Tageszentren Orte haben, wo sie täglich Annahme, Fürsorge und echtes Interesse an ihnen und ihren Sorgen erleben. Vielen Dank an ANCL – die auch in diesem Jahr das Camp finanziell und mit einem Mitarbeiterteam unterstützt haben. Wir sind dankbar für Eure Freundschaft!
Mit der Realität, dass wir für einige junge Menschen leider keine adäquate Hilfe sein können und letztlich jeder seine eigenen Entscheidungen trifft, wurden wir am Tag nach dem Camp wieder schmerzlich konfrontiert. Um 9:00 Uhr Sonntagmorgen erhielten wir den Anruf, dass eine Sechszehnjährige, die am Tag zuvor noch ihren Bruder vom Bus abgeholt hatte, morgens tot neben ihm auf dem Sofa lag. Das Mädchen kam in der Grundschule regelmäßig in eines unserer Zentren, wählte als Teenager aber einen anderen Weg für sich. Trotzdem hatten wir immer wieder Kontakt und hatten die große Hoffnung, dass sie ihr Leben in den Griff bekommen würde. Leider kam alles anders. Unser Verein hat sich um alle Formalitäten und die Beerdigung gekümmert, da die Mutter aufgrund chronischer Krankheit dazu nicht in der Lage war. Gemeinsam zu trauern ist auch ein wichtiger Teil unseres Dienstes, wenn es sich aber dabei immer wieder um sehr junge Menschen handelt, ist es umso schwerer. Wir sind dankbar, dass uns in diesen dunklen Tagen unser Glaube Halt und Kraft zum Weitermachen gibt.
Und so ging es weiter – mit Besuchen im Kino und im Delphinarium, mit dem Besuch eines Teams aus Zwickau, das unsere Kids mit einem wundervollen Programm überraschte. Jeder konnte sein eigenes T- Shirt und einen Blumentopf gestalten und der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt. Vielen Dank an die Zwickauer für ihren Einsatz!
Für das neue Schuljahr stecken wir in den Vorbereitungen unsere Kinder mit den notwendigen Materialien, Schuhen und Schulkleidung auszustatten, anfallende Reparaturen in unseren Räumen durchzuführen und neue Kinder in unser Programm zu integrieren. Der Kauf eines unserer Zentren scheint im Herbst endlich abgeschlossen werden zu können. Dazu dann hoffentlich mehr im nächsten Rundbrief.
Wir danken Euch von Herzen für Eure Unterstützung, Freundschaft, Gebete, Besuche, Mails und Telefonate. All das macht den Dienst hier in Odessa und Umgebung möglich.
Herzlichst,
Slavik und Nicole mit den Kindern und Mitarbeitern von Lebendige Hoffnung