Jahresbericht 2021

Jahresbericht 2021

Hinter jeder Zahl verbirgt sich ein Schicksal…

Am 12.01.2001 öffneten sich die Türen unseres Tageszentrums an der Dneprpetrovskaer Straße in Odessa zum allerersten Mal – damals für 12 Kinder aus Familien, die durch Armut, Krankheit, Wohnungsnot und Abhängigkeiten vor großen Herausforderungen standen. Seit dieser Zeit hat sich nicht nur der Straßenname im Zuge der „Dekommunisierung“ geändert, es konnten auch mehr als 550 Kinder und Jugendliche in inzwischen 3 Zentren an einem sicheren, liebevollen Ort einen bedeutenden Teil ihrer Kindheit verbringen. Das macht uns demütig und dankbar. In diesem Jahresrundblick möchten wir auf das zurückblicken, was wir in den vergangenen 12 Monaten gemeinsam erlebt haben. Dieser Brief enthält mehr Zahlen als üblich. Vor allem von Behörden werden wir oft nur nach Zahlen gefragt, um einzuschätzen, wie wichtig unser Dienst ist. Unserer Motivation und unserem Verständnis von gelebter christlicher Nächstenliebe widerspricht das zutiefst. In solchen Momenten denke ich oft an einen Moment aus dem Jahr 1996 zurück, als ich meine Arbeit mit den Straßenkindern in Kiev gerade erst begann. Nachdem ich eines Abends total enttäuscht vom Verhalten eines Jungen in der kalten Wohnung saß und eigentlich gern alles hingeschmissen hätte, traf ich nach einer Gebetszeit eine Entscheidung, die bis heute eine wichtige persönliche Überzeugung geblieben ist: „Wenn mein Einsatz letztlich nur das Leben eines einzelnen Kindes zum Besseren verändert, hat sich der Einsatz gelohnt.“

Mittagessen

Mehr als 240 Mal haben wir gemeinsam Mittag gegessen. Insgesamt mehr als 4000 Portionen wurden dabei verspeist - nicht zu vergessen die Freude und Gemeinschaft, die die Tischgemeinschaft schenkt.

Fremdsprachen

50 Kinder und Jugendliche machten vom Angebot kostenlos Englisch oder Deutsch zu lernen Gebrauch.

Wir haben Zuwachs bekommen

Es macht uns froh und dankbar, dass wir mit Beginn des neuen Schuljahres viele neue Kinder in unsere Tageszentren aufnehmen konnten. Besonders in Petrovka übersteigt die Nachfrage die Zahl an vorhandenen Plätzen. Das erste Mal seit vielen Jahren mussten wir eine Warteliste anlegen.

Natürlich sagt das einiges über die Situation im Land aus, aber auch darüber, dass unsere Arbeit immer besser von der Dorfgemeinschaft angenommen wird. Sieben Jahre treuer Dienst einer hingegebenen Mitarbeiterschaft bringt Frucht. Gott sei Dank!

Uns fällt auf, dass viele der Neuankömmlinge unter sehr ärmlichen und bescheidenen Verhältnissen aufwachsen. Ein Siebenjähriger hatte zum Beispiel keine Vorstellung davon, was Legobausteine sind – heute nach drei Monaten im Tageszentrum kann er schon tolle Dinge daraus bauen.

Mir gefällt es im Tageszentrum, weil es so viele interessante Spiele gibt und weil es die Mitarbeiter gut mit mir meinen.

Ein Fünfjähriger kannte weder Farben noch Zahlen. Nun zählt er bis 10 und auch die Farben machen keine Schwierigkeiten mehr. Bis zum Schulanfang im September 2022 wird er schon gut auf die Grundschule vorbereitet sein und seinen Altersgenossen in nichts nachstehen.

Überrascht waren wir auch in diesem Jahr, dass es immer wieder Situationen gibt, wo Krankheiten aufgrund der Wohnsituation der Kinder auftreten. Das erste Mal seit Jahren waren Kinder an Krätze erkrankt und auch mit Läusen hatten wir immer wieder zu kämpfen. Wir sind froh und dankbar, dass wir auch ganz praktisch eine Hilfe sein können und mit Eurer Unterstützung zur Besserung der Lebensumstände beitragen.

Zusammenarbeit zum Wohl der Kinder

Als ein großes Geschenk betrachten wir sowohl die vielen neuen und als auch die altbewährten Kooperationen und Freundschaften mit Menschen, die sich zum Wohl „unserer“ Kinder, Jugendlichen und Familien einbringen.

Es war eine Freude in diesem Jahr ein Team aus Luxemburg und auch ein Team aus Zwickau für unsere Sommercamps bei uns zu haben. Es verbirgt sich so ein Segen in diesen gemeinsamen Aktionen und wir erinnern uns gern an die gemeinsame Zeit. Mehr als 200 Kinder haben an unserem Sommerferienprogramm teilgenommen.

Wir wurden ins Delphinarium und ins Kino eingeladen und immer wieder reichlich beschenkt – sowohl von Geschäftsleuten aus Odessa als auch von Freunden aus dem Ausland. Wir sind dankbar, dass seit über 10 Jahren ein beachtlicher Teil unserer laufenden Kosten von einer Firma aus Odessa getragen wird.

Auch die zahnärztliche Versorgung durch eine Privatklinik erfüllt uns mit großer Dankbarkeit. Gute Zahnmedizin ist Luxus in der Ukraine – ein Luxus der unseren Kindern geschenkt wird. Vor ein paar Tagen wurde sogar einem Mädchen eine teure Zahnspange eingesetzt und die 74 kostenlosen Behandlungen das ganze Jahr über nicht zu vergessen.

Dank Eurer Großzügigkeit konnten wir vieleFamilien auch an den Wochenenden mit Lebensmitteln versorgen, zwei Familien mit Brennholz für den Winter ausstatten, Kleidung und Schuhe verschenken, Studien- und Ausbildungskosten abdecken, Operationen, medizinische Untersuchungen und Behandlungen finanzieren, Wohnungen renovieren, Schulden und Rechnungen begleichen und Beerdigungskosten übernehmen. Vielen Dank allen, die sich daran beteiligt haben.

All das wäre natürlich nicht möglich ohne unser Team aus 12 Personen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Frauen und Männer im Alter von 18 bis 77, die ihre Zeit, Gaben und Fähigkeiten dafür einsetzen, unseren Kindern und Jugendlichen eine zweite Familie zu sein (wie es von vielen Kindern gesagt wird). Gott sei Dank für jeden Einzelnen.

Mit Zuversicht ins Neue Jahr

Ins neue Jahr gehen wir mit der Hoffnung, auch in den kommenden Monaten den Lebensweg von Kindern und Jugendlichen nachhaltig zum Positiven beeinflussen zu können. Dafür haben wir auch konkrete Pläne und Projekte, die wir dann in den kommenden Rundbriefen mit Euch teilen werden. Wir wollen weiter Wegbegleiter und Segensbringer sein, die Menschen ermutigen nicht aufzugeben, auch wenn es schwer ist. Die Lebendige Hoffnung, die jeder von uns in sich trägt, wollen wir weitergeben. Leider können wir das Jahr nicht mit der Nachricht abschließen, dass der Kauf unseres eigenen Gebäudes endlich abgeschlossen ist. Noch immer sind ein paar bürokratische Hürden zu nehmen. Aber wir sind zuversichtlich, dass sich das deutsche Sprichwort in diesem Fall bewahrheitet, dass was lange währt endlich gut wird.

Wir bedanken uns auch im Namen aller Kinder, Familien und Mitarbeiter aus Odessa und Petrovka von ganzem Herzen für alle Unterstützung. Ohne die unzähligen Menschen aus der Ukraine und vielen anderen Ländern, die mit uns diesen Dienst tun, für uns beten und spenden, wäre wenig von dem, was in diesem Rundbrief steht, zustande gekommen. Vielen Dank!

Wir wünschen Gottes Schutz und Segen, Frieden und viel Freude im Neuen Jahr!

Herzlichst,

Slavik und Nicole

Lebendige Hoffnung e.V.
IBAN: DE77870540003442001004
SWIFT: WELADED1STB